1542 - 1951
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Um 1100 geriet
das Gebiet um Reinfeld, das bisher im Besitz der Schweinfurter Markgrafen
war, in neue Hände. Grafen-Reinfeld gelangte über mehrere
Grafengeschlechter zum Würzburger Domkapitel, Bergrheinfeld zum Bistum
Eichstätt und von dort an die Adelsfamilien von Thüngen, Schaumberg und
Grumbach.
Im Jahre 1542 wurde die Stadt
Schweinfurt evangelisch, 1544 Oberndorf. Dadurch gewann die Reformation
auch in Bergrheinfeld schnell an Boden, zumal die Dorfherren von Thüngen,
Schaumberg und Grumbach auf der Seite Luthers standen. Katholische
Gottesdienste wurden bis zu ihrer Zerstörung im Jahre 1553 in der
Bartholomäuskirche abgehalten, die zwischen Oberndorf und Bergrheinfeld
in der der Höhe des heutigen Fährhauses stand.
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Das Wegkreuz kennzeichnet die Stelle, an der die
frühere Bartholomäuskirche stand.
Fotos: Jürgen Höfling
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Eine Akte im
Ordinariatsarchiv Würzburg vermeldet, dass das Domkapitel Würzburg am
14. März 1559 rügte, dass Bürger aus Grafenrheinfeld zu lutherischen Gottesdiensten nach
Bergrheinfeld, Oberndorf oder
Schweinfurt laufen. Dies soll ihnen unter Strafandrohung verboten
werden. In Bergrheinfeld amtierte um diese Zeit wohl schon ein
evangelischer Geistlicher, der lutherische Gottesdienste in der
Marienritterkapelle, bzw. Junkerkirche, - aus der später die größere
Maria-Schmerz-Kirche entstand - abhielt. Denn am 23. Juni 1559 fragte der
Grafenrheinfelder Pfarrer beim Domkapitel in Würzburg an, was gegen ihn
zu tun sei. Er schlägt vor, ihn durch acht oder zehn Leute holen zu
lassen, und ihn zum Landgericht Werneck zu bringen. Doch sollte die
Festnahme nicht nach dem Gottesdienst geschehen, damit die Bergrheinfelder
nicht Gewalt anwenden.
Wie die Geschichte ausging ist leider nicht
bekannt. Lange war der Pfarrer aber wohl nicht da. Es ist im Übrigen kaum bekannt, dass
Bergrheinfeld im Jahre 1576 ein fast komplett evangelisches Dorf war. Die
Evangelischen von Bergrheinfeld gingen nach Oberndorf zu Gottesdiensten
und Amtshandlungen, der Oberndorfer Pfarrer kam nach Bergrheinfeld. Das
Pfarrbuch von Grafenrheinfeld meldet für diese Zeit: In Bergrheinfeld
wurde damals gar nicht zelebriert, weil meist lutherisch. Nach
einem Verzeichnis um 1640 hatte Bergrheinfeld 295 Einwohner, davon 161
evangelische und 134 katholische.
Allerdings versuchte der Würzburger Erzbischof
Julius Echter seit 1602 die Bergrheinfelder Christen wieder zum
katholischen Glauben zurück zu führen, was er durch den Verkauf
Bergrheinfelds an das Julius-Spital in Würzburg auch fast erreichte.
Protestanten, die trotz mehrmaliger Aufforderung die katholische Messe
nicht besuchten, wurden namentlich erfasst - es wurden Geldstrafen für den
Besuch des evangelischen Gottesdienstes angedroht. Dies führte zur
allmählichen Abwanderung der Evangelischen aus Bergrheinfeld nach
Oberndorf und Schweinfurt. Am 25. 10.
1705 starb das letzte Mitglied der lutherischen Gemeinde Bergrheinfelds,
die 93 Jahre alte Rosina Köhlerin.
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Foto: Archiv Pfarramt
Repro: Jürgen Höfling |
Das Oberndorfer Pfarrbuch verzeichnet dann im Jahre
1866 wieder die ersten evangelischen: Ein Bahnwärterehepaar, das am
Bergrheinfelder Bahnhof wohnt und einen Schweinfurter Bürger, der die
Rothmühle gekauft hatte. 1886 hat sich dann wieder als einer der ersten
Evangelischen der Dorfschmied Ernst Kümpel in Bergrheinfeld
niedergelassen. Einige evangelische Familien treffen sich
regelmäßig im Haus von Karoline und Ernst Kümpel. Nach einer Andacht werden die 8 -
10 Besucher - darunter auch ein Ehepaar aus Garstadt - von der Gastgeberin
Karoline Kümpel mit Kaffee und Most bewirtet. Im Juni
1907 werden 27 Evangelische in Bergrheinfeld gezählt. Mit Datum vom
11. Juli 1916 wird von der Kirchenleitung die Zuteilung von Berg- und
Grafenrheinfeld an Oberndorf verfügt. Eine Statistik von 1925 meldet
für Bergrheinfeld 37 und für Grafenrheinfeld 8 Evangelische. |

Fotos: Jürgen Höfling |

Ab Mai 1934 finden regelmäßige Bibelstunden statt, zuerst
abwechselnd in verschiedenen Privathäusern, dann in der
Gemeindekanzlei, später in einem Saal der Schule. Die erste
Bibelstunde ist in dem abgebildeten Bibelstundenheft für den 4. Mai
1934 dokumentiert. Gelesen wurde aus der Bergpredigt, Matthäus 5,
1-11. Gesungen wurde das Lied "Ich singe dir mit Herz und
Mund" (EKG 230, 1-4 und 5-6).
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Eine Inventarliste vom 20. Mai 1938 führt ganz
genau den Besitz der damaligen Gemeinde auf:
1 Stehlesepult (verschiebbar), 5 Kirchenbänke (aus der
alten Oberndorfer Kirche)
1 Doppelschrank (aus dem ehemaligen Lehrlingsheim des Oberndorfer
Gemeindehauses)
4 dazugehörige Schlüssel (beim Stadtvikar hinterlegt)
1 Altarplatte aus Holz (138 x 62 cm)
1 Altarbehang (Leinen, gestickt), 1 Altardecke weiß, 1 Pultbehang
rot, 1 Büchse mit Reißnägeln
1 Opferstock Holz, braun, 1m hoch, 1 Stehkruzifix Holz mit
holzgeschnitztem Kruzifixus
1 Bibelpult Holz, braun, 2 Messingleuchter 30 cm hoch
1 Altarbibel mit Futteral, 1 Sammelbüchse, 1 Vorhang (vom
Büchergestell der Vikarswohnung)
2 Teile eines alten eisernen Kreuzes
1 Harmonium, tragbar ("Jubilante") mit Zubehör. Selbiges
ist Eigentum von Pf. Pfister, Oberndorf
1 Choralbuch |

| Seit 1929 waren die evangelischen Christen in
Bergrheinfeld in die Gemeindearbeit der Kirchengemeinde Oberndorf mit
einbezogen. Amtlich zuständig war der Oberndorfer Pfarrer Kern. Ab 1926
kümmerte sich ein Oberndorfer Vikar um die kleine Gemeinde. Am 11. 6.
1937 stifteten die Gemeindeglieder die wertvolle Altarbibel, die noch
heute ihren Dienst versieht. Schon zu dieser Zeit kam der Wunsch nach
einer eigenen Kirche auf. Links:
Altar der Kreuzkirche in Oberndorf.
Foto: Archiv Pfarramt, Repro: Jürgen Höfling |
1946 übrigens wohnten in Bergrheinfeld 328, in Garstadt
36 und in Grafenrheinfeld 79 Evangelische. An jedem zweiten Sonntag wurde
in einem Schulsaal der Julius-Echter-Schule Gottesdienst gefeiert, wobei
vorher jedes mal das Klassenzimmer durch die Familie Christoph in einen
ansprechenden Gottesdienstraum umgewandelt werden musste. Die sakralen
Gegenstände wurden in einem Schrank in der Schule aufbewahrt.
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Jürgen Höfling, nach einer Chronik von Pfarrer
Manuel Ritter aus dem Jahre 1989
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